Terror ...
Je suis Charlie.
Der Angrifff auf das Satire Magazin Charlie Hebdo in Paris hat uns schockiert. Mit einer unglaublichen Präsenz scheint die internationale Gemeinschaft aufzustehen und eine gemeinsame Stimme zu finden.
Das finde ich gut. Auch wenn es manchmal ein wenig schwerfällt, in den Veröffentlichungen von Charllie Hebdo wirklich den journalistischen Vorbildcharakter zu finden, der so gerne jetzt hervorgelobt wird. Andererseits geht es ja nicht um die Güte der journalistischen Arbeit. Ein Bäcker, der mal nicht so gute Kuchen backt, hat es deswegen auch nicht verdient, geschlachtet zu werden. Und das ist der Kern: Wenn jemand mit entsprechenden Waffen in eine Gruppe unbewaffneter und nichts ahnender Menschen stürmt und dort um sich greift ... dann ist das Schlachten. Und egal , welche Ideologie/ Relligion angeführt wird, dies zu rechtfertigen: Darin ist nichts, was verherrlicht werden könnte.
Ich interessiere mich sehr für Geschichte, aus der Motivation heraus, verstehen zu wollen, woher unsere Gegenwart kommt - und vielleicht etwas darüber zu lernen, wohin sie sich entwickeln könnte. Und ich sehe mich als offen und tolerant für andere Denkweisen. Aber:
Der aktuelle Djihad wird gerne mit der ersten Expansion der islamischen Umma in ihrem ersten Jahrhundert verglichen. Aber das ist nicht wahr. Wo ist die Toleranz des Verhaltens gegenüber Andersgläubigen in jeder Zeit? Unsere Gegenwart zeigt nichts davon.
Aber zurück zum medialen Aufschrei zu dem Terrorakt, der wie 9/11 zum moralischen Allgemeingut zu werden scheint:
Was macht dieses Geschehen so besonders aus?
In Nigeria hat Boko Haram über ein Dutzend Ortschaften vernichtet und den Berichten nach fast 2000 Menschen getötet. Na gut, die Berichte sind vage, es mögen auch weniger gewesen sein. Ist das entscheidend? Bei Charlie Hebdo trauert die Welt (ganz berechtigt) um die mittlerweile 17 Opfer.
Niemand trauert um die Nigerianischen Opfer.
Oder hat man irgendwo in der Presse etwas zu Trauermärschen für Nigeria gesehen? Sind es nur Opfer zweiter Klasse?
An dem Tag, als Charlie Hebdo die Geschichte veränderte und an Platz eins der Artikel stand, berichteten auch Newsportale über Boko Haram, an Position 16 - ich habe gezählt.
(zu dem zeitpunkt) 12 Tote sind Platz eins, 2000 (mögliche) Tote sind Platz 16. Wer betrauert in der Presse also wen? Oder was?
Betrauern die Medien ihre Kollegen? Oder ist es der Umstand, dass der Terror vermeintlich in Europa angekommen ist?
Oder - und der Gedanke drängt sich mir auf - geht es darum, die Angst wieder zu schüren - und das geht mit Toten in einem Schwellen- oder Dritteweltland ja leider nicht so gut.
Denn natürlich schreit jetzt alles danach, Gesetze zu verschärfen.
Was will man uns da erzählen? War Mord nicht vorher schon verboten? Sind die Überwachungsorgane nicht ohnehin schon berechtigt, bei entsprechendem Verdacht agieren zu dürfen?
Ich finde das alles sehr bedenklich.
Viele Grüße,
Aethien
aethien am 12. Januar 15
|
Permalink
|
0 Kommentare
|
kommentieren